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Generationenfrage und Vorbildfunktion
Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,
ist Ihnen auch schon einmal aufgefallen, dass in vielen Haushalten ein Klavier steht? Haben Sie beim Entdecken eines solchen Instruments schon einmal gefragt, wer denn eigentlich darauf spielt? Oftmals bekommt man folgende Antworten:
- Ich habe früher mal gespielt, kann mich aber irgendwie nicht davon trennen.
- Das ist ein Erbstück und ich hoffe, dass eines unserer Kinder einmal darauf spielt, wenn es schon da ist.
- Es ist ein so schönes Möbelstück, dass es zu schade ist, es wegzugeben.
All diese Antworten verweisen darauf, dass es eigentlich nicht genutzt wird, dieses vielleicht optisch noch ansehnliche Instrument. Doch oftmals hat dies einen anderen Grund. Keiner der Bewohner will sich wirklich mit dem Instrument beschäftigen, den Klaviaturdeckel einmal öffnen und die Tasten anschlagen. Das hat meist mehrere Gründe: entweder ist das Instrument selbst technisch in einem so grausigen Zustand, dass es kaum mehr spielt (zumindest ist es meist verstimmt), oder aber dass derjenige, der es versucht, oftmals von den anderen belächelt wird, das das, was er da anschlägt einfach schlimmer als ein Anfängerversuch klingt.
Das ist schade, denn oftmals spielt das der soziale Druck innerhalb der Familie demjenigen, der es eigentlich gerne versuchen würde, wieder zu spielen, einen Streich. Das sollte man sich aber nicht zu Herzen nehmen, sondern es einfach durchziehen. Auch die Geldausgabe für eine Stimmung sollte man sich dann als Erwachsener einmal gönnen, denn es wird an anderen Stellen weitaus mehr Geld ausgegeben, beispielsweise wenn man mit der Familie einmal einen Sonntagsausflug macht und die Kinder Eis essen oder man einen Zoo besucht. Da kommt man leicht auf dieselben Ausgaben.
Sicher ist eines: Wenn die Eltern als Vorbild Klavier spielen, dann werden auch die Kinder an das Instrument herangeführt, gleichgültig, ob die dann mit Unterricht bald besser spielen, als die Eltern selbst. Wenn man aber ein Klavier im Haus hat, in der Hoffnung, dass eines der Kinder spielen wird, ohne auch nur ein Vorbild zu kennen, dann wird daraus leider nichts. Es ist also eine Generationenfrage, die da zum Tragen kommt. Wenn keiner der Eltern Auto fährt, würden die Kinder mit 18 Jahren nicht zwangsläufig den großen Wunsch verspüren ebenfalls einen Führerschein zu machen. Üben die Eltern Sport aus, werden die Kinder auch daran Interesse haben. Die Vorbildfunktion ist gerade für Heranwachsende wichtig.
Da sollte man seinen eigenen „Schweinehund“ überwinden, das vorhandene Instrument durch einen Fachmann auf Vordermann bringen lassen und einfach wieder zu spielen beginnen! Versuchen Sie es doch einmal!
Carsten Dürer
- Chefredakteur PIANONews -