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Magazin

07.04.2025

Was bleibt, wenn die Noten nur noch digital sind

Liebe Klavierenthusiastinnen und -enthusiasten,

wir kennen das alle: Man geht an seinen Notenschrank und schaut durch die vielen Heftrücken und hofft, dass man wieder einmal etwas entdeckt, das man schon lange einmal spielen wollte. Dazu muss man allerdings viele der schmalen Bücher aus dem Regal herausziehen, da es keine Rückenaufdrucke gibt. Aber das macht Spaß, man erinnert sich, man entdeckt, wenn man viele Noten einmal gekauft, aber letztendlich nie gespielt hat.

Mittlerweile ist das Kaufen von Notenheften aber anscheinend nicht mehr en vogue in der jüngeren Generation von Klavierspielern. Alle sind Tablets gewohnt, also große Bildschirme, die alles können – auch Noten darstellen.

Doch selbst professionelle Musiker, die beständig mit dem Tablet reisen, um zu vermeiden, dass sie ihre Notenbände mitschleppen müssen, kennen die Gefahren: Der Akku ist nicht mehr geladen, das Bluetooth-Pedal zum Umblättern will sich nicht verbinden … Natürlich gibt es Software, die die eigenen Notenbände wunderbar einscannt, um die ganzen Markierungen, die man einmal vorgenommen hat, auf das Tablet mitübertragen. Aber dennoch: Es bleibt nur ein Hilfsmittel. In Meisterkursen gibt es kaum Tablets, da der lehrende Professor in die Notenschreiben will – und das schnell, nicht mit einem Stift auf dem Tablet.

Was passiert, wenn alle Notenbände verschwinden würden? Wäre da nicht ein Stück Kultur verloren? Ja, wäre es. Denn nichts ist so intensiv wie das haptische Erlebnis in den Noten zu blättern, sie sich vor Augen zu führen, in ihnen zu stöbern – es ist auch inspirierend. Wenn große Pianisten dazu übergehen, sich die Handschriften der Werke – im Original in Bibliotheken oder als sogenannte Faksimile – genauestens anzuschauen, um herauszufinden, was in den gedruckten und edierten Notenausgaben vielleicht nicht dargestellt wird, dann ist dies nochmals ein größeres Erlebnis (wenn man sie denn lesen kann).

Genau dort findet das wahre Wunder statt: Man hat Zugang zu dem Komponisten, der ja seine Werke meist auf Papier niedergeschrieben hat, als Hilfs- und Transportmittel, um die Musik, die er im Kopf hat, weiterzugeben. Und wenn man dies weiterdenkt, dann sind die edierten Ausgaben auf Papier nur ein weiterer Schritt in der Kommunikation zwischen Komponisten und Klavierspieler:

Denn die heutigen Ausgaben sind in der Regel so genau und gut, dass man auch mit diesen einen Eindruck davon erhält, was der Komponist uns mit dem Geschriebenen vermitteln will. Zudem gibt es auch Weitergaben: Professoren geben ihre Ausgaben mit ihren Notizen in den Noten an Studenten weiter, große Interpreten an ihre Freunde. Auch dies ist eine Weitergabe von Tradition und Wissen, die ohne das Papier wohl undenkbar wäre. Es wäre also ein tragischer Verlust, wenn die Notenbände auf Papier verschwinden würden.

Carsten Dürer
- Chefredakteur PIANONews -

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